Die Zuordnung von Information als seriös oder unseriös ist ein Schlüsselfaktor für die gesellschaftliche Durchsetzung der Sichtweise. Letztlich setzt sich in Wissenschaft, Medien und Politik die Sichtweise durch, die in der Mehrheit als seriös gilt und am meisten Verbreitung findet. Die Deutungshoheit bestimmt dann letztlich auch das Handeln und die Akzeptanz des Handelns.
Doch wie entsteht eigentlich die Sicht, dass eine Information seriös ist?
Wenn Behauptungen aufgestellt werden, die außerhalb des gewohnten Bildes fallen, spricht man heute schnell von Verschwörungstheorien. Wie die einzelnen gestaltet sind, soll nicht Thema dieses Beitrags sein. Viel mehr soll beleuchtet werden, wie eigentlich der Begriff Verschwörungstheorie entstand, von wo aus er Verbreitung fand und wie die Entwicklung "im Meinungsmarkt" eigentlich verlief.
Auf Google haben wir leider nur Daten zur Verfügung, die ins Jahr 2004 zurückreichen, seitdem nimmt das Interesse an dem Begriff ab:
Er hatte also vor 2004 seinen Höhepunkt. Aber wann und warum? In der Folge des 11. Septembers 2011?
Wer hat Informationen, wann haben Sie den Begriff zum ersten mal gehört? Geht man nach Wikipedia, tauchte er zum ersten mal 1945 auf.
Im Buch "Conspiracy Theory In America" (erschienen 2013) hat sich Professor Lance deHaven-Smith mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Nach seinen ausführlichen Recherchen und Analysen wurde der Begriff zum ersten mal 1967 von der CIA verwendet, um Kritker der Warren-Kommission, die den Mord an John F. Kennedy untersuchte, "in die Defensive zu drängen". Jeder, der bezweifelte, dass Lee Harvey Oswald der alleinige Attentäter gewesen sei, wurde ab da als "Verschwörungstheoretiker" betitelt.
Seitdem machte der Begriff Karriere.
“Thus the conspiracy-theory label has become a powerful smear that, in the name of reason, civility, and democracy, preempts public discourse…and undermines popular vigilance against abuses of power. Put in place by the CIA, the term continues to be a destructive force in American politics.” (2013, Professor Lance deHaven-Smith, "Conspiracy Theory In America", S. 131).
Seit einiger Zeit besteht die Gefahr, dass berechtigte Kritik mit dem "Marketingbegriff" "Verschwörungstheorie" verunglimpft und nicht mehr ernst genommen wird. Unter dieser Prämisse war es vielleicht auch möglich, dass viele Fehlentwicklungen, die zu der Finanzkrise 2007/2008 und weinen Entwicklungen danach zu kritiklos hingenommen wurden. Bevor Edward Snowden die Generalüberwachung der NSA, GCHQ usw. öffentlich machte, wurden Informationen in diese Richtung stets auch als Verschwörungstheorie bezeichnet.
Wir tun gut daran, uns nicht von falschen Theorien, genausowenig aber auch von generalisierenden Verunglimpfungen blenden zu lassen und empirisch die Fakten zu analysieren.
Moderne Zensur läuft oft über angebliche Seriosität, die letztendlich nichts anderes als Konformität ist.
Der Journalist Paul Schreyer hat versucht herauszufinden, nach welchen Kriterien auf Wikipedia Beiträge als seriös oder VerschwörungTheorie bewertet werden: Verschwörungstheorie! ).
Die ernüchternde Erkenntnis: Als seriös wird bezeichnet, was von offizieller Stelle kommt.
Alles andere läuft Gefahr als unseriosiös, „Humbug“ oder „Verschwörungstheorie“ bezeichnet zu werden und wird im Regelfall binnen Minuten zensiert.