Ja, es gibt viele Einflüsse, die Afrika zu einem armen Kontinent machen, z.B. Korruption der Regierungen. Aber es gibt einen entscheidenden Faktor, der diesen Kontinent nicht auf die Beine kommen lässt.
China hat ohne Frage ein großes Potential an Menschen, hat viel in Bildung investiert, die für eine Technologiewirtschaft unabdingbar ist und hat Wege für Investoren freigemacht. Aber das extreme wirtschaftliche Wachstum von China kommt nicht einfach aus dem Streben von Einzelpersonen. Chinas Staat hat keine Schulden sondern Überschüsse und Währungsreserven von über 3 Billionen Dollar. Sie haben etwas verstanden und umgesetzt, das wir uns im Folgenden ansehen.
Die Mär vom ausgleichenden Währungssystem
Die gängige Wirtschaftstheorie sieht im Weltwährungssystem einen Ausgleichsmechanismus. Wer wirtschaftlich leistungsfähig ist und viel exportiert, dessen Währung erfährt viel Nachfrage und deren „Kurs“ steigt. Wer wenig Waren verkauft, dessen Währungsnachfrage sinkt, die Währung wird abgewertet und das Land kann mehr verkaufen.
Völlig unbetrachtet bleibt bei den meisten Wirtschaftstheoretikern die Kehrseite der Medaille: Das Land mit einer schwachen Währung hat geringe Kaufkraft und billige Preise im Inland. Und das heißt ganz konkret, dass ausländische Investoren für einen Appel un ein Ei dort Ländereien, Schürfrechte, Immobilien und Unternehmen kaufen. Ab da arbeitet die Bevölkerung des währungsschwachen Landes für das Ausland.
Auslandsschulden entstehen fast automatisch und ersticken das Land
Dazu kommt, dass diese Länder im Regelfall technologisch zurück liegen und Produktivitätsmittel im Ausland kaufen müssen – in Fremdwährung, also teuer. Ebenso sind hochwertige, meist ausländische Konsumgüter ebenfalls teuer. So gerät die Handelsbilanz leicht ins Negative.
Das Land bzw. dessen Staat, Unternehmen und Privatpersonen verschulden sich in Dollar oder Euro. Sie müssen Rückzahlungen und Zinszahlungen in der teuren Währung bezahlen, während ihre Währung noch weiter abgewertet wird. Irgendwann kommt der Punkt, wo die Kredite nicht mehr bezahlt werden können. Dann liegt es in der Hand der Gläubiger, ob sie sich dort Land, Unternehmen und Rechte pfänden lassen (was im Regelfall die Kreditsumme kaum reduziert, weil die Preise in schwacher Währung einfließen) oder einen Schuldenschnitt gewähren.
Chinas Lehren daraus
China hat Währungsstellen/Wechselstellen eingerichtet, in denen die Landeswährung in Dollar und umgekehrt getauscht werden kann. Der Währungstausch darf nur dort stattfinden und der Währungskurs ist seit vielen Jahren auf einem niedrigen Wert festgelegt. Im Vergleich zu Chinas Wirtschaftsleistung ist seine Währung massiv unterbewertet. Und das bewirkt, dass deren Produkte im Weltmarkt extrem billig sind.
China ist Exportweltmeister. Nicht in erster Linie, weil sie so tolle Technologie oder Produkte haben. Oder weil sie so produktiv sind. Oder deren Bildungssystem so gut. Der Hauptgrund ist, dass sie das Weltwährungssystem geknackt haben und wissen, wie sie davon profitieren.
Wie soll z.B. ein europäisches Unternehmen konkurrenzfähig produzieren können, wenn dessen Mitarbeiter vielfach höhere Lebensunterhaltskosten wie in China, die Maschinen aber für beide genauso viel kosten? In China kostet beispielsweise eine Wohnungsmiete für einen Ingenieur umgerechnet 50 Euro, in Deutschland locker 800 Euro oder mehr. Das alles geht in die Lohnstückkosten ein. Da würde nur ein Mindestlohn weit unter den Lebenshaltungskosten Abhilfe schaffen, was aber die Binnenwirtschaft in den Kollaps schicken würde.
Kein Ausverkauf sondern Staatseinnahmen
Was ist nun mit der Kehrseite, dem Ausverkauf in China? Hier liegt der Kern des Erfolgs. Denn in China kann man keinen Boden kaufen. Wer in China investieren will, sagt der regionalen Behörde, er möchte ein bestimmtes Land haben. Die Behörde macht daraufhin ein Pachtangebot z.B. über 30 Jahre und der Investor kann das annehmen oder ablehnen.
Auf diese Weise findet keine Landverknappung statt wie in anderen Nationen, in denen die Eigentümer von Land immer mehr kaufen, bis nichts mehr frei verfügbar ist. Noch wichtiger aber ist, dass der Erlös aus Bodenschätzen und jeglicher Landnutzung nicht ans Ausland geht sondern zu Einkommen für den Staat wird. Ein Ausverkauf wie in Afrika kann nicht statt finden. Und von den Unternehmenseinnahmen bekommt der Staat ebenfalls einen relevanten Anteil. Gleichzeitig bieten die niedrigen Preise im Land aber genug Anreize, damit ausländische Investoren dort Produktionsstätten errichten. Schließlich können Sie die dort hergestellten Produkte bei einem Bruchteil der Kosten in anderen Ländern verkaufen.
Auslandskredite können aufgrund der konstanten Währungskonvertierung auch 20 Jahre später zum selben Kurs bezahlt werden, zu dem sie begonnen wurden.
Fazit
Chinas Erfolg basiert vor allem auf dem künstlich niedrigen Währungswert in Kombination mit dem veränderten Bodenrecht bzw. der Nichtzulassung von Eigentum an bestimmten Produktivitätsfaktoren.
Was kann „der Westen“ machen?
„Der Westen“ könnte dieses System verwenden und ebenfalls für sich nutzen. Doch das hätte weitreichende andere Folgen. Allem voran würde man „die heilige Kuh“ Eigentumsrecht mindestens für Boden abschaffen müssen. Dadurch müsste entweder Enteignungen geben oder eine Umwandlung von Landbesitz in Nutzungsrecht mit Pacht.
Die Pacht für die Ländereien würde bewirken, dass nicht benötigtes Land an die Gemeinschaft zurückgegeben würde, das Land-Grabbing und die damit verbundene Verteuerung von Land würde aufhören. Ebenso würde das stetige Vermögenswachstum aus Landbesitz aufhören.
Durch die Pachteinnahmen hätte der Staat ein solches Plus an Einnahmen, dass die Arbeitsbesteuerung massiv gesenkt werden könnte. Die Staatsverschuldung lässt sich im derzeitigen System systematisch nicht vermeiden, siehe Artikel hier, jedoch würde auch dieses Thema eine viel geringere Ausprägung haben.
Die Grundlage für die Vorherrschaft der westlichen Nationen gegenüber vielen anderen Ländern würde aber aufhören, wenn andere Nationen das genauso machen würden. Dann wären beispielsweise Gold-, Diamanten- oder Kupferminen in afrikanischem Besitz und würden dort den Aufbau einer Infrastruktur erlauben. Die Vorherrschaft der etablierten Nationen könnte aufhören. Und vielleicht ist das der Grund, warum USA und Europa keine Lehren aus Chinas Modell ziehen.
Eine echte Lösung
Eine Lösung, die einen Ausweg für alle bieten würde, hat J.M. Keynes schon vor längerer Zeit entwickelt. Das Bankor-Konzept. Es sieht ein Clearingsystem vor und zieht Schuldner und Gläubiger gleichermaßen für einen Ausgleich der Handelsbilanzen zur Verantwortung.
Mehr dazu in der Online-Zukunftswertstatt (Wiki von Menschen-gerechte-Gesellschaft.de).
Heiner Flassbeck spricht über die anderen Hintergründe, warum Arme Länder nicht auf die Beine kommen.
http://www.heute.de/machtkampf-um-ressourcen-interview-mit-oekonom-heiner-flassbeck-38604712.html
„Korruption ist ein Riesenthema. Viele Beispiele lassen den Schluss zu, dass Rohstoffreichtum fast automatisch zu schlechter Regierungsarbeit und zu Korruption führt“
„Über den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank haben Deutschland, die USA und die anderen G7-Länder den Entwicklungsländern über viele Jahre puren Neoliberalismus verordnet – mit zum Teil verheerenden Folgen. Auch wenn man das hierzulande nicht wahrhaben will: In Teilen Afrikas, aber vor allem in Lateinamerika hat sich viel Wut oder gar Hass auf Weltbank und IWF und damit auf die westliche Welt gebildet. Wir denken immer, wir seien die Guten, aber das sind wir nicht und so werden wir auch nicht gesehen. Davon profitieren auch die Chinesen beim Wettkampf um Ressourcen.“
Danke für die Aufklärung bezüglich China! Erklärt so einiges. Vorallem dass unsere akt. Eliten so seltsam reagieren, insbesondere seit 2019. Ich denke denen fiel auf, dass die üblichen kapitalistischen Hausmittelchen in China gänzlich versagen.
Man hat sich wohl einfach auf die sog.Finanzwirtschaft verlassen und jene haben nun die ganzen riskanten Blasen geschaffen die kaum kalkulierbare Renditen abwerfen sollen. Jetzt sind unsere Mächtigen wohl aufgewacht und stellen fest dass sich in China ein Wirtschaftsmodell etabliert hat was die kapitalistische Logik sehrwohl bedienen kann, sich aber nicht manipulieren lässt.
Konsequent weiter gedacht (leider): Konflikte/Kriege erzeugen um die Regierung zu schwächen und dann Einfluß nehmen. Denke aber das alles kommt zu spät und ist obendrein kostenintensiv und irgendwie auch nicht mehr „modern“, auch angesichts der globalen Wirtschaftsvernetzung. Doch man braucht ja die Rendite – zeitnah, besser sofort! Z.B. für Pensionskassen (US), welche höchstwahrscheinlich gerade – versehentlich – ziemlich leer sind.
So gesehen ist der „Corona-komplex“ nebst „Impf-abo-coup“ sehr wahrscheinlich ein diletantischer Versuch die westlichen Gesellschaften zu „retten“ ohne die Systemfrage zu fokussieren oder gar anzutasten.
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Habe übrigens den Weg hierher durch den Talk mit Tassilo auf YT gefunden. Ich musste schmunzeln als Sie sagten das die Firmen dort nicht das Land besitzen. Das widerum erinnerte mich komischerweise an den Slogan vom „Great Reset Schwab“ der wohl sinngemäß meinte: „wir werden glücklich sein und nichts besitzen“. Hmm.. Dialektik ala Schwab? oder meinte er doch mich. 😉