Werteverfall oder Werte in der Wirtschaft?

in diesen Monaten finden entscheidende Weichenstellungen statt. Gerade der heutige Newsletter ist besonders wichtig. Bitte leitet diesen an alle weiter, die mit diesem Thema Berührungspunkte haben.

Aktuelle Ziele für die Politik

Wer keine eigene Vision hat ist der Spielball der Ziele Anderer.
Der Ex EU-Handelskommissar Karel de Gucht sagt über die Ziele des TTIP: „der große Kampf im Welthandel der Zukunft“ werde sich „um Normen, Standards und Staatshilfen drehen“ [ heise.de ].Durch die Investorenschutzklausel gibt es nur eine Richtung: die Hebung der Standards für finanzielle Interesse und die Senkung der Standards für Mensch, Tier und Umwelt. Wer Regulatorien zum Schutz von Mensch und Umwelt einführt, läuft Gefahr wegen Minderung der Gewinnaussichten der Konzerne verklagt zu werden. Über die möglichen bzw. wahrscheinlichen Auswirkungen wurde bereits berichtet (hier nachlesen). Umgekehrt sollen Standards zur Profitvermehrung erhöht werden, z.B. will man Indien zwingen, die Herstellung von Generika-Medikamenten einzustellen.Das Chlorhühnchen ist nur ein lächerliches Beispiel für die Auswirkungen der aktuell verhandelten Freihandelsverträge.

Umweltschutz ist ein missgestaltetes Konzept

Was man von diesen Standards erwarten kann, die also von Konzernen vorgegeben werden sollen, kann man von Investoren-Lobbygruppen lernen:

Das „National Center for Public Policy Research“ wollte Apple 2014 zwingen, jegliche Mehrkosten für Umweltschutz und behindertengerechten Eingabehilfen einzustellen *1. Sie bezeichneten Umweltschutz als „missgestaltetes Konzept“. Wichtiger sei der Shareholder Value und ein nur auf Effizienz ausgelegtes Unternehmen. Immerhin hat der Apple CEO Tim Cook dieser Gesellschaft geraten, ihre Aktien zu verkaufen wenn es ihnen nicht passt, dass ein Unternehmen gesellschaftlich verantwortlich handelt. Die NCPPR ist angeblich aus Spenden von Kleinaktionären finanziert, sie arbeitet aber doch eher wie die Lobbyorganisation von skrupellosen Finanzinvestoren. http://www.nationalcenter.org

Welche Standards wollen wir noch senken?

Bei Kik und anderen Discountern sind die Löhne und Arbeitsbedingungen bereits auf niedrigem Niveau. Kann man die Arbeitsbedingungen von Näherinnen in Bangladesh noch weiter senken oder reicht es, wenn wir auf diese Standards absinken? Sind Arbeitszeiten und Zwänge wie beim Computerhersteller Foxconn, bei dem es eine sehr hohe Selbstmordrate gibt, gut für unsere Wirtschaft und Gesellschaft?
Reicht es, einen Sozialabbau wie in Griechenland zu betreiben oder ist dann genug, wenn wir auf dem Niveau der Frühindustrialisierungszeit angekommen sind und die Kinderarbeit wieder einführen?

Während jährlich tausende Tierarten aussterben, werden inzwischen jährlich hunderte gentechnische Tierschöpfungen am amerikanischen Patentamt angemeldet. Wir züchten Tiere rein als Produktionsmittel und foltern ihre Seelen, ein Leben lang ohne Tageslicht, auf engstem Raum, lassen sie in ihrem eigenen Kot stehen, das ist unsere Massentierhaltung.

Viele Nahrungsmittel sind eher Abfall als nährreich, selbst Gemüse und Obst hat längst nicht mehr die Qualität und Nährstoffe wie vor z.B. 50 Jahren.  Kein Wunder wenn die Böden mit Chemikalien verseucht und ihre Flora vernichtet werden.  Und einige der giftigen Chemikalien essen wir mit.

Kaum jemand will das. Warum also etabliert sich so ein Werteverfall in der weltweiten Wirtschaft und vor allem in der Europäischen?

Ausgeliefert?

Der Einzelne kann in Konkurrenz zu anderen Unternehmen und innerhalb des politischen Rahmens oft nicht ethisch handeln, selbst wenn er will.

„Viele der heutigen Führungskräfte sind Gefangene eines Systems, das sie selbst nicht geschaffen haben, aus dem sie aber auch nicht ohne weiteres ausbrechen können“ sagt der ehemalige Personalvorstand der Telekom, Thomas Starnberger [Managermagazin Heft 202, 2015, S. 74] Die Wirtschaftsordnung habe sich längst vom Menschen entkoppelt und funktioniere nach Steuerungslogiken, die fast nur auf Effizienz und Aktionärsgewinne ausgerichtet sei.

Mit Investorenklauseln werden die Daumenschrauben noch weiter angezogen. Wir brauchen aber genau das Gegenteil!

Wir brauchen das radikale Gegenteil

Es reicht nicht, wenn Konzepte wie der TTIP oder CETA bekämpft werden. Das wäre wie ein Kampf gegen Windmühlen, weil die lobbyistischen Interessen dahinter sehr stark sind. Viel mer brauchen wir eine eigene, aktiv verfolgte Vision! Erst dann bekommen unsere Vorstellungen von einer zukünftigen Gesellschaft Kraft.

Wir dürfen nicht unsere Werte von der Finanzwelt oder Wirtschaft bestimmen lassen.
Wir müssen die Wirtschaft nach unseren gesellschaftlichen Werten wirken lassen.

Der Europäische Konsummarkt ist einer der größten der Welt. Deswegen haben wir die Macht, hohe Standards in der Welt zu etablieren, statt niedrige zu importieren.

Wir können die Werte festlegen, nach denen wir Produkte bewerten und kaufen. Und das setzt Unternehmen weltweit unter Druck, menschenunwürdige Bedingungen zu korrigieren, Umweltstandards einzuführen usw.

Wie geht das? Einfach indem wir Transparenz beim Kauf von Produkten und Dienstleistungen schaffen.

1. Definition unserer gesellschaftlichen Werte (aktuelles öffentliches Abstimmungsergebnis)
2. Etablieren eines Transparenzsystems für die Wehthaltigkeit von Produkten und Dienstleistungen – das Werte-Siegel
3. Steuerliche Begünstigung für werthaltige Produkte und Dienstleistungen über den Mehrwertsteuersatz

Eine ausführliche Beschreibung und Begründung des Konzepts finden Sie hier: hier klicken.

Werte-Siegel und Werte-Hierarchie

Korrekte Werte-Hierarchie

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About CU_Mayer

Über den Autor Nach Beginn im kaufmännischen Zweig studierte Dipl.-Ing. (FH) Christoph Ulrich Mayer, geboren 1968 in Krumbach (Schwaben), Nachrichtentechnik. Er arbeitete mehrere Jahre als Ingenieur und Projektleiter, bevor er sich 2001 mit Ingenieur-Dienstleistung, Unternehmensberatung & Coaching selbständig machte. Seit ca. 15 Jahren arbeitet er als Systemischer Coach. In dieser Zeit lernte er die unterschiedlichsten Denkweisen und Wertesysteme, auch anderer Kulturen, kennen und entwickelte somit einen Weitblick für gesellschaftliche Zusammenhänge. Durch die Beratungsarbeit in Unternehmen kennt er zudem viele Hintergründe, die die Wirtschaftsprozesse besser verstehbar machen. In jahrelanger intensiver Arbeit verfasste er das Buch "Goodbye Wahnsinn - vom Kapitulismus und Kommunismus zum menschenGerechten Wirtschaftssystem". Auf unorthodoxe Weise setzt er sich mit Lehren von Adam Smith bis Karl Marx und mit Sichtweisen von Norbert Blüm bis Sarah Wagenknecht auseinander. Sein Anliegen ist, mit seinen Erkenntnissen und Lösungen zu zeigen, dass wir eine bessere - eine nachhaltigere - Zukunft wählen können.

3 thoughts on “Werteverfall oder Werte in der Wirtschaft?

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