Mangel im Wirtschaftssystem

Determinismus – die folgenreichste geistige Krankheit der letzten Jahrhunderte

Der Titel mag provokant klingen aber jede Regel und jedes Problem der Gesellschaft wird von Menschen geschaffen und kann von Menschen gelöst werden. Alles was in unserer Gesellschaft falsch läuft, fängt bei geistigen Fehlhaltungen an und findet über Entscheidungen Eingang in unsere alltägliche Realität.

Determinisus ist der Glaube, dass alles bestimmt ist. Es ist die Nichtanerkennung der Realität, dass vieles verändert und geschaffen wird. Es ist der Glaube daran, dass der Mensch durch Gene bestimmt ist, sowie sein Charakter, sein Willen, seine Intelligenz und all seine Fähigkeiten von angeborenen Talenten abhängen. Und damit Ursprung von Rassismus, elitärem Denken und damit der Unterdrückung von Menschen aus sozial „niedriger“ Herkunft oder anderen Hautfarben, Selektion statt Ausbildung in Schulsystemen usw.

Es ist außerdem der Glaube daran, dass alles auf der Erde knapp ist und man in Verteilungskämpfen dafür sorgen muss, dass man selbst am meisten davon bekommt. Daran, dass die Erde zu klein für so viele Menschen ist – obwohl selbst wenn man alle 6 Milliarden Menschen nach Österreich bringen würde, jeder noch 11 Quadratmeter Land zur Verfügung hätte.

Es ist auch der Glaube daran, dass es in einem Wirtschaftsystem Verlierer geben muss, dass man andere Staaten unterdrücken muss, damit sie der eigenen Wirtschaft nicht gefährlich werden können und dass ihr weniges Hab und Gut möglichst der eigenen Nation oder Person zugeführt wird. Der Glaube, dass Wohlstand durch Verteilungskämpfe um Rohstoffe und Land bestimmt wird. Und daran, dass es gut und notwendig ist, dass Menschen in Afrika oder Indien einen sehr geringen Wohlstand haben, damit der der USA oder Europas nicht gefährdet wird.

Ja, vielleicht ist das nicht Ihre Haltung, vielleicht noch nicht einmal der der Mehrheit der Bevölkerung. Er ist aber die geistige Haltung, die hinter den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen des Westens und beispielsweise auch Chinas steht.

Die Folge sind Verteilungskämpfe im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sowie Verteilungskriege um Öl und Land, Vorherrschaft der Kulturen oder auch um Gold.

Auch Hass auf andere Länder, andere Bevölkerungsgruppen und Rassen kommt letztlich aus dem Determinismus. Man ist vermeintlichen Unterdrückern ausgeliefert, statt Verantwortung für sich zu übernehmen und zu lernen, wie man sein Leben verbessert. Man ist in einer elitären Abstammung geboren, andere sind minderwertig müssen unterdrückt werden. Das sind deterministische Haltungen. Doch sie sind massiv schädlich für unsere Welt.

Die Realität ist freundlicher

Die Wahrheit ist, dass zwar Land begrenzt ist und auch nicht beliebig viele Bodenschätze zur Verfügung stehen. Aber das meiste, was echten, am Mensch orientierten Wohlstand ausmacht, wird durch Mensch und Natur ständig geschaffen – oder zerstört.

In Deutschland stehen rund 4500 Quadratmeter Land pro Kopf zur Verfügung. Pro Familie also ca. 15000 Quadratmeter. Es ist kein Problem, wenn Familien, gerade wenn Häuser mit mehreren Stockwerken existieren, 150 Quadratmeter große Wohnungen haben. Und auch gewerblich nutzbare Flächen gibt es genug. Die Preise für Grundstücke in Ballungsgebieten wie München sind aber so hoch, dass sich viele keinen eigenen Wohnraum leisten können. Das ist nicht eine Frage von Landmangel sondern davon, dass alles Land von denen aufgekauft wird, die große Mengen an Geld übrig haben. Der Mangel entsteht allein aus massiv ungleicher Verteilung.

Die falsche Verteilung entsteht aus dem gegenwärtigen Bodenrecht. Wenn die Grundstückspreise steigen – und das tun sie langfristig immer – werden sie als Finanzanlage gekauft. So wird Land der Nutzung entzogen und nur gegen hohes Entgelt wird wieder erlaubt, es für Wohnraum, Agrarwirtschaft doer anderes zu nutzen. Die Folge ist, dass Land im großen Stil gekauft wird, bis nichts mehr da ist und von da an kann ein Normalbürger bei der Preisentwicklung nicht mehr mitbieten.

Dass es auch anders geht, zeigt China: In China kann man kein Land kaufen sondern nur pachten. Das verhindert, dass Land als Finanzanlage gekauft wird, es ist immer genug Land zur Verfügung und die öffentliche Hand hat dadurch sehr hohe Einnahmen. Dadurch wiederum kann die Arbeit niedrig besteuert werden.

Der Mensch ist nicht durch seine Gene oder Herkunft bestimmt

Auch ist inzwischen bewiesen, dass die Gene und Herkunft von Menschen viel weniger Bedeutung für seine Fähigkeiten oder Erfolg haben wie die Strategien, zu wachsen. Wer gute Lebens-Lehrer hat, kann extrem intelligent, körperlich leistungsfähig usw. werden, egal aus welchem Volk oder aus welcher Familie er bzw. sie kommt. Denn das Potential von Menschen ist so viel größer als das, was der Durchschnittsmensch davon nützt, dass Unterschiede im Potential viel weniger Einfluss haben wie die Fähigkeit, Potential zu nutzen.

Mangel als Folge des Determinismus

Der Ursprung des Mangeldenkens liegt im Determinismus. Solange ein Großteil der Bevölkerung glaubt, dass alle Ressourcen begrenz sind, dass alle Eigenschaften der Menschen durch ihre Gene bestimmt werden und die Dinge eben sind wie sie sind, dann muss man um das kämpfen, was vorhanden ist. Man geht in Konkurrenzkampf, ins Wegnehmen und Unterdrücken. Unser heutiges Finanzsystem entstand aus diesem Denken und deshalb bringt es auch diese feindlichen Handlungen hervor. Die Folge ist auch, dass wir uns den scheinbaren Notwendigkeiten beugen und unsere eigentlichen Werte aufgeben.

Die Kausalkette, wie es durch Determinismus zu Mangel und Werteverfall kommt:

Mangel im Wirtschaftssystem

Ursachendiagramm: Determinismus und Mangel, aus: „Goodbye Wahnsinn – vom Kapitulismus und Kommunismus zum menschengerechten Wirtschaftssystem“, 2011

Gegenmodell

Es wird wichtig sein, den Wettbewerb anders zu sehen, als wir es heute tun. Wir brauchen mehr Kooperation und gegenseitige Hilfe in der Wirtschaft.

Das geistige Modell von Konkurrenz und Selektion ist auch nicht besonders effektiv. Machen wir folgenden Versuch: Eine Gruppe Menschen spielt Mensch-ärgere-Dich-nicht nach den bekannten Regeln der Konkurrenz. Eine andere Gruppe spielt dasselbe Spiel, jedoch schmeißt niemand den anderen raus, jeder stellt dem andern seine Würfel zur Verfügung, wenn er die Augenzahl wirft, die der andere braucht. Im Vergleich dieser Gruppen gewinnt immer die kooperative Gruppe, egal wie langsam diese spielen.

Teilen und Lernen potenziert Wohlstand

Da Menschen miteinander kommunizieren können und lernen können, ist es viel sinnvoller zu kooperieren. Die Wissenden können den Bedürftigen etwas beibringen und beiden geht es danach besser. Ein einfaches Beispiel: Ein Volk hat den Ackerbau entwickelt und versteht, wie man säht, pflegt, bewässert und erntet. Ein benachbartes Volk hungert. Das eine Volk kann natürlich das andere verhungern lassen. Das andere kann dann Krieg führen, das eine Volk vernichten und diesem seine Äcker wegnehmen. In letzterem Fall stirbt dann das Wissen um den Ackerbau aus, die soziale und technische Evolution endet. Im ersten Fall behält ein Volk zwar das Wissen, es kann sich aber nicht ausbreiten. Da der Ackerbau heute weltweit verbreitet ist, haben offensichtlich unsere Vorfahren mehr kooperiert als konkurriert.

Würden wir unser Wissen mit den Menschen in armen Ländern teilen, wir würden dabei neues Wissen erhalten genauso wie die Menschen dort Wissen erhalten. Es nimmt niemandem etwas weg, wenn Menschen in Brasilien oder Afrika lernen, effektiv Felder zu bestellen oder Werkzeug herzustellen. Es würde aber dort Mangel beseitigen. Ein Wohlstands-, Fülle- oder Überflussbewusstsein würde also helfen, die Probleme der Welt zu lösen. In vielen Bereichen nimmt Teilen nichts weg sondern erschafft ausschließlich neuen Wert.

Auch in den Heimatländern der vielen Flüchtenden wäre dieser Weg richtig. Wir sollten den Menschen dort vor allem das Wissen vermitteln, wie Wohlstand für alle entsteht. Zuerst muss natürlich ein Rahmen geschaffen werden, in dem für sie wieder eine Lebensperspektive entsteht. Wo etwas wachsen kann ohne die Gefahr, dass es jeden Moment zerbombt oder geraubt werden kann.

 

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About CU_Mayer

Über den Autor Nach Beginn im kaufmännischen Zweig studierte Dipl.-Ing. (FH) Christoph Ulrich Mayer, geboren 1968 in Krumbach (Schwaben), Nachrichtentechnik. Er arbeitete mehrere Jahre als Ingenieur und Projektleiter, bevor er sich 2001 mit Ingenieur-Dienstleistung, Unternehmensberatung & Coaching selbständig machte. Seit ca. 15 Jahren arbeitet er als Systemischer Coach. In dieser Zeit lernte er die unterschiedlichsten Denkweisen und Wertesysteme, auch anderer Kulturen, kennen und entwickelte somit einen Weitblick für gesellschaftliche Zusammenhänge. Durch die Beratungsarbeit in Unternehmen kennt er zudem viele Hintergründe, die die Wirtschaftsprozesse besser verstehbar machen. In jahrelanger intensiver Arbeit verfasste er das Buch "Goodbye Wahnsinn - vom Kapitulismus und Kommunismus zum menschenGerechten Wirtschaftssystem". Auf unorthodoxe Weise setzt er sich mit Lehren von Adam Smith bis Karl Marx und mit Sichtweisen von Norbert Blüm bis Sarah Wagenknecht auseinander. Sein Anliegen ist, mit seinen Erkenntnissen und Lösungen zu zeigen, dass wir eine bessere - eine nachhaltigere - Zukunft wählen können.

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