Bernie Sanders holt 49,6% der Stimmen
In den USA beginnt jetzt die Vorentscheidung für den Wahlkampf. In Iowa fanden Vorwahlen statt, die für die parteiinterne Bestimmung des Präsidentschaftskandidaten wichtig sind.
Für die Demokraten trat Hillary Clinton und Bernie Sanders, ein Professor für Wirtschaft an. Sanders wurde vor kurzem noch zugetraut, 10% der Stimmen zu holen. Doch in der ersten Wahl lag er mit 49,6% nur knapp hinter Clinton mit 49,9%.
Das ist ein deutliches Signal. Denn Sanders stellt sich als einziger Kandidat dar, der nicht Teil des Kapitalismus ist und er ist glaubwürdig. In den USA herrscht eine lange Tradition des Antikommunismus in einer recht pauschalisierten Form. Wenn man jemand als Sozialist bezeichnen konnte, hatte dieser politisch keine Chance. Inzwischen aber sind viele Amerikaner vom Kapitalismus enttäuscht. Die schlecht bezahlte Arbeit, hohe Arbeitslosigkeit, leerstehender Wohnraum bei gleichzeitigen Milliardenhilfen für die Gläubiger dieser Immobilien, hohe Verschuldung der Mittelschicht usw. lassen doch daran zweifeln, ob das gegenwärtige System zu Wohlstand und Gerechtigkeit führt.
Vor allem junge Menschen denken anders, darunter jene Studentengeneration, die sich während der Studienzeit horrend verschulden muss, weil es keine staatlich Förderung gibt und ihre Eltern nicht mehr das Geld haben, die Bildungszukunft ihrer Kinder zu bezahlen. Bei den 17- bis 29-jährigen erreichte Sanders 84% der Stimmen [Telepolis, „Demokratische Partei könnte Jugend an Linke verlieren“].
Wie ich schon einmal ausführlich dargelegt, ist die Einteilung der Welt in Links und Rechts gefährlich und kontraproduktiv. Wenn also ein „Marxist“ gegen „die Kapitalisten“ antritt, kommt man inhaltlich nicht weiter und kann in historische Fahrwasser geraten, die von Lösungen wegführen. Aber es besteht eine gewisse Hoffnung, dass sich die USA aus der Herrschaft einer elitären Minderheit befreit. Freilich sind die Wahlkampfgelder ungleich verteilt. Wie genau zeigt ein Artikel auf Telepolis. Interessant ist auch, dass das Medianvermögen der US-Senatoren bei 2,8 Millionen liegt, also sind fast alle Millionäre. Das mutet in einer Demokratie seltsam an.