Pariser Terroranschläge

Terroranschläge und ihre Reaktionen

aus dem Newsletter vom 16.11. – eine etwas andere Sichtweise:

Terroranschläge und ihre Reaktionen

Die Terroranschläge in Paris sind ein Ausdruck großer Unmenschlichkeit und sie treffen wieder einmal Unschuldige. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen.

Gerade in solchen Momenten ist Besonnenheit wichtig. Wenn man die Reaktionen in der Politk und Presse ansieht, ist davon aber leider nicht viel zu bemerken.

Jens Todenhöfer hat in seinem Artikel all das, was gesagt werden muss, äußerst lesenswert:
http://juergentodenhoefer.de dem ist kaum etwas hinzuzufügen.

In der heutigen „Kulturzeit“ kommen die Besonnenen, u.a. Todenhöfer zu Wort, sehr sehenswert und es sollten alle Politiker diese Sichtweisen kennen:
http://www.3sat.de/mediathek/index.php?red=kulturzeit&datum=20151116&cx=130
U.a. sagt Todenhöfer darin, dass der IS austrocknen würde, wenn man die Schiiten im Irak nicht mehr ausgrenzen sondern integrieren würde.

Pariser Terroranschläge

Gegen Terror. Bildquelle: Visuals @WikiCommons ( https://www.facebook.com/visuals.com.ua/info/?tab=page_info )

Dass der französische Präsident davon sprach, dass sich Frankreich „im Krieg“ befinde, mag das noch verständlich erscheinen. Aber dass das Handelsblatt vom „3. Weltkrieg“ schreibt, das mutet schon fast böswillig an. Wir dürfen uns nicht radikalisieren lassen, auch nicht sprachlich, denn sonst gewinnt der Terror.

Und selbst der deutsche Präsident Joachim Gauck spricht von Krieg. Seine Wortwahl ist weitaus unbesonnener als die des „unvorsichtigen Schifahrers“, der „eine Lawine ausgelöst hat“ (Schäubles Andeutung über Merkels Ausspruch, der vermeintlich die Flüchtlingslawine verursacht hat). Wenn wir davon reden, dass wir uns im Krieg befänden, ist die militärische Reaktion sehr sehr nahe. Und Frankreich hat heute bereits einen Militärischen Schlag gegen einen mutmaßlichen IS-Stützpunkt gefahren. Die Zeichen stehen wohl auf Krieg, auch wenn Joachim Gauck in anderem Zusammenhang sagt: „Es ist für eine glückssüchtige deutsche Gesellschaft nur schwer zu ertragen, wenn deutsche Soldaten wieder fallen.“

Gauck sprach von einem Kampf der „Gemeinschaft der Demokraten“ gegen „die Internationale des Hasses“. „Die Internationale“ war bisher die Bezeichnung der internationalen Arbeiterbewegung und der Titel des wohl berühmtesten sozialistischen Liedes. Im Ursprung stand das für eine Verbrüderung. Führen also die sich selbst so bezeichnete „Gemeinschaft der Demokraten“ (dazu unten mehr) einen Krieg gegen den Sozialismus oder wie darf man das interpretieren? Auch hier fragt man sich, ob das beabsichtigt oder einfach nur ungeschickt ist.

Wenn unsere Fußballnationalmannschaft, die im Pariser Stadion übernachten musste äußert, dass es ihnen völlig unverständlich sei, wie Menschen so grausam und gewalttätig sein können, dann zeigt das leider auch, dass wir wenig von dem mitbekommen, was in Ländern wie Syrien oder Afghanistan abläuft. Dort ist die Bedrohung des eigenen Lebens jeden Tag spürbar, durch Bombenanschläge, Raketenangriffe und Gewehre. Und es kann auch passieren, dass Menschen dort von US-Drohnen erschossen werden – ohne Gerichtsverhandlung und mit einer nicht geringen Wahrscheinlichkeit von Irrtümern.

Nutzen wir also die Geschehnisse, um zu reflektieren, was unser Anteil daran ist. Nur wenn wir selbst eine glaubwürdige moralische Instanz sind, werden wir die Gewalt deeskalieren können. Der IS ist durch die Interventionen der USA in Afghanistan und Irak erschaffen worden. Lassen wir unsere Moral fallen, wird die Spirale der Gewalt weiter verstärkt. Wir würden den IS bekämpfen und es käme etwas noch grausameres.

Der IS rekrutiert Unmengen junge Männer, die bereit sind, ihr Leben in Selbstmordattentaten zu opfern, um „den Westen“ zu bekämpfen. Bei aller Verblendung gelingt dies jedoch nur, weil „der Westen“ seine moralische Integrität verloren hat (siehe auch Kulturzeit von heute).

Der Gedanke mag sehr kühn klingen aber ich möchte ihn einmal zur Diskussion stellen: Wir sollten darüber nachdenken, in Syrien oder in einem anderen Gebiet, das derzeit durch Anarchie beherrscht wird, einen Staat auf den Grundsätzen der Aufklärung zu gründen. Einen, der eine logische Moral verkörpert und in der arabisch-islamischen Welt eine eigene progressive und friedliche Identität entwickeln kann, die dann auf andere Gebiete auf Basis von Volksabstimmungen übertragen werden könnte. Dieser Staat müsste von der UN militärisch beschützt werden, das ist klar. Doch er würde die Abwärtsspirale für Frieden und Wohlstand in der Region umkehren.

„Gemeinschaft der Demokraten“ – sind wir das, bzw. das unsere Politiker?

Ob wir in Europa heute wirklich von Demokratie reden können, ist fraglich (siehe diese Artikelserie und dieser Artikel). Norbert Häring zeigt in diesem neuen Artikelauf, dass die Demokratie bis 2025 möglichst weitgehend abgeschafft werden soll.
Parlamente der Länder sollen entmachtet werden, die Länder sollen mit „Ausschüsse für Wettbewerbsfähigkeit“ überzogen werden, die von einem zentralen Fiskalausschuss koordiniert werden und die sich u.a. in die Tarifautonomie einmischen.
Und für die Sozialpolitik will die EU-Komminssion ausgerechnet die Maßnahmen verwenden, die sie Griechenland zusammen mit den anderen Troikamitgliedern aufgezwungen hat und damit deren Binnenwirtschaft zerstört haben.

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About CU_Mayer

Über den Autor Nach Beginn im kaufmännischen Zweig studierte Dipl.-Ing. (FH) Christoph Ulrich Mayer, geboren 1968 in Krumbach (Schwaben), Nachrichtentechnik. Er arbeitete mehrere Jahre als Ingenieur und Projektleiter, bevor er sich 2001 mit Ingenieur-Dienstleistung, Unternehmensberatung & Coaching selbständig machte. Seit ca. 15 Jahren arbeitet er als Systemischer Coach. In dieser Zeit lernte er die unterschiedlichsten Denkweisen und Wertesysteme, auch anderer Kulturen, kennen und entwickelte somit einen Weitblick für gesellschaftliche Zusammenhänge. Durch die Beratungsarbeit in Unternehmen kennt er zudem viele Hintergründe, die die Wirtschaftsprozesse besser verstehbar machen. In jahrelanger intensiver Arbeit verfasste er das Buch "Goodbye Wahnsinn - vom Kapitulismus und Kommunismus zum menschenGerechten Wirtschaftssystem". Auf unorthodoxe Weise setzt er sich mit Lehren von Adam Smith bis Karl Marx und mit Sichtweisen von Norbert Blüm bis Sarah Wagenknecht auseinander. Sein Anliegen ist, mit seinen Erkenntnissen und Lösungen zu zeigen, dass wir eine bessere - eine nachhaltigere - Zukunft wählen können.

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